Auslauf- und Bewegungsbedürfniss des Eurasiers
- Bewegung 3. und 4. Monat
- Spaziergänge
- Welpen und Junghunde - was zu beachten ist
- Bewegung ab 5. Monat
- Bewegung 8. - 10. Monat
- ein kleiner Erfahrungsbericht
Wieviel Bewegung braucht ein Welpe und Junghund?
Bewegung als Grundbedürfnis
Als ich anfing zu diesem Thema ausgiebig zu recherchieren, habe ich so vielfältige Meinungen gelesen, dass es wirklich schwer ist, allgemein verbindliche Tipps zu geben. Da gibt es die Aussagen wie, ein Welpe dürfe 5 Minuten pro Lebensmonat spazieren gehen, also mit drei Monaten 15 Minuten Ausgang, wieder andere Autoren empfehlen viele kleine Spaziergänge, nur ja keine langen Strecken mit dem Welpen zu bewältigen, frühestens mit sechs Monaten alle paar Tage einen Ausflug von einer Stunde zu unternehmen, usw. Jeder Hundetrainer und Züchter hat seine eigene Meinung. Forschungsergebnisse gibt es darüber nicht. Das richtige Maß an Bewegung zu finden, stellt für viele Welpenbesitzer offenbar ein großes Problem dar.
Greifen wir also auf unsere eigenen Erfahrungen mit unseren Welpen zurück.
Der Hund ist ein Lauftier, auch der Eurasier!!
Die Eurasierwelpen entwickeln ab der fünften Lebenswoche Rennspiele. Da geht es in wilder Hatz über die Spielwiese, kreuz und quer, um nach einer kurzen Verschnaufpause eine erneute Verfolgungsjagd zu beginnen. Der Züchter kann diese Aktions- und Rennspiele über mehrere Minuten verfolgen ohne den Welpen Überbeanspruchung oder gar Erschöpfung anzumerken. Also können wir die Fünfminutenempfehlung aufgrund unserer Züchtererfahrung getrost in die Mottenkiste packen.
Jeder Züchter sollte seine kleinen Welpen auf die Umwelt prägen und die meisten Züchter gehen in der achten Woche mit den Welpen durch Wald und Feld spazieren, meist 20 – 30 Minuten, wobei sich die Welpen frei bewegen dürfen und das Tempo selbst bestimmen, unterbrochen von etlichen Schnuffelpausen. Den Welpen schadet dieser Ausflug nicht, denn es kommt auf die Bewegungsform an. Solange die Bewegung nicht erzwungen wird oder eine Überbeanspruchung darstellt, hat der Welpe keine Nachteile.
Bewegung 3. und 4. Monat
Freispiel
Junge Hunde wollen sehr viel spielen, Toben muss sein, am besten mit anderen Welpen. Ausgewachsene Hunde können den kleinen Hund leicht überfordern. Wenn der Welpe von sich aus ein Spiel beendet, sollten Sie ihn nicht weiter animieren, denn er würde sich über seine Belastungsgrenze hinaus anstrengen. Der Welpe merkt, wann er genug hat. Wenn er anfängt, sich hinzusetzen, ist es Zeit für eine Pause. Sie können in Welpenspielstunden oder bei Welpentagen sehr gut beobachten, dass sich die Hundekinder immer wieder hinsetzen, kurz verschnaufen um sich zu erholen und sich wieder dem Spiel widmen. Dabei gibt es recht unterschiedliche Spiele, kleine Kontaktspiele oder Rangeleien an einer Stelle oder weitläufige Rennspiele. Diese Bewegungsformen sind artgerecht und sind bei Wölfen und Hunden gleichermaßen zu beobachten. Mit drei Monaten können diese Spielphasen bis zu 20 – 30 Minuten dauern und sich mit vier Monaten verlängern.
Spaziergänge
Hier müssen wir unterscheiden zwischen Spaziergängen an der Leine und die freie Bewegung ohne Leine.
Ohne Leine
Beobachtet man seinen 3- bis 4 Monate alten Welpen bei einem Spaziergang ohne Leine in Wald und Feld, stellt man fest, dass er neugierig Kontakt zu seiner Umwelt aufnimmt. Er schnüffelt hier und da, läuft vor und zurück, kommt seinem Betreuer hinter her gerannt, trabt, galoppiert, trödelt, um seine Schnauze wieder minutenlang in einem Mauseloch oder Grasbüschel zu versenken. Zur Abwechslung wird auch versucht, ein herabflatterndes Blatt mit Sprüngen zu erhaschen oder am Horizont taucht ein Hundekumpel auf und die wilde Toberei beginnt.
Der Welpe sollte die selbst gewünschten Rennphasen voll ausleben können und sie werden überrascht sein, wie leichtfüßig ihr kleines Powerpaket Sie abhängt. Während des Spazierganges legt der junge Hund mühelos weitere Strecken zurück. Die Bewegungsformen sind für den Welpen recht abwechslungsreich. Für den Menschen sind es kleine Steh-/Gehspaziergänge,die bis zu 60 Minuten dauern können, ohne dass der Welpe überfordert ist.
Anders sieht es hingegen bei Spaziergängen an der Leine aus. Der Aktionsradius des Welpen ist begrenzt. Er hat keine Gelegenheit, unterschiedliche Bewegungsformen zu erproben, sondern ist auf die Beweglichkeit seines Menschen angewiesen. Er soll sich auf die Geschwindigkeit seines Menschen konzentrieren und lernt dabei meist das Ziehen an der Leine, weil seine Neugierde ihn hier- und dorthin treibt und der Mensch ihm mit der Leine bereitwillig folgt. Dies ist eine völlig unnatürliche Bewegungsform und sollte dem Welpen nicht länger als 30 Minuten zugemutet werden. Es ist völlig verkehrt, einen Welpen ständig zurück zu halten und ihn nur einmal in der Woche in die Welpenspielstunde zu bringen. Der kleine Hund wird hier plötzlich gefordert und damit überbelastet. Führt man seinen Welpen nur an der Leine spazieren, fehlen ihm die natürlichen Bewegungsformen, die er aber für ein gesundes Heranwachsen der Gelenke, Muskeln, Sehnen und Bänder braucht.
Was ist bei Welpen und Junghunden zu beachten?
Der junge Hund braucht mehrere Bewegungssequenzen an einem Tag. Der Tagesablauf besteht aus Bewegungsintervallen gefolgt jeweils von längeren Schlaf- und Ruhepausen. Nach einer Stunde Bewegung sollte eine Ruhepause von 2 – 3 Stunden folgen. Wichtig ist, dass der Welpe nicht übergewichtig ist. Zu dick ist ein Hund bereits dann, wenn man beim Streichen über seine Rippenpartie drücken muss, um die Rippen zu fühlen. Babyspeck ist für Welpen gefährlich, weil die Gelenke überfordert und so geschädigt werden. Orientieren Sie sich an der Gewichtstabelle unter dem Menüpunkt Gewichtsentwicklung. Viele Welpen werden mit hoch kalorischem, d.h. sehr energiereichem Futter ernährt und geraten daher in einen Energieüberschuss und Bewegungsdrang, was ebenfalls zu einer Überbelastung der Gelenke führen kann.
Der Welpe sollte keinesfalls zu Höchstleistungen gelockt oder angetrieben werden. Auf der Treppe sollte sich der Hund – insbesondere abwärts – langsam bewegen, weil diese Form der Bewegung sehr unnatürlich und einseitig ist und die Vorderläufe sehr stark belastet. Die meisten Welpen werden noch ins Auto gehoben, weil die Sprunghöhe zu groß ist. Gelegentlich kleine spielerische Sprünge auf weichem Untergrund dagegen trainieren die Gelenke und die Geschicklichkeit des Welpen.
Ab 5. Monat
Der Junghund hat einen starken Bewegungsdrang, deshalb ist es wichtig, ihn täglich mehrmals zu bewegen und ihn seine natürlichen Bewegungsformen ausleben zu lassen. Wenn Sie die ersten Monate genutzt haben, um ihren Welpen zu erziehen und ihm das Kommando „Hier“ beigebracht haben, dürften Sie jetzt keine Probleme haben, ihren Hund fernab von Verkehr und Gefahr frei laufen zu lassen. Der Jagdtrieb ist in diesem Alter noch nicht ausgeprägt. Dafür ist der Meutetrieb, also die Angst, den Anschluss an seinen Betreuer zu verlieren, sehr groß. Es ist die Zeit, wo er seinem Bewegungsdrang mit Vor- und Zurücklaufen nachgehen kann, ohne dass wir befürchten müssen, dass er auf Nimmer Wiedersehen im Unterholz verschwindet.
Es kommt nicht auf die Dauer des Spazierganges an, sondern auf die Art des Spazierganges. Eine halbe Stunde Ausflug auf unterschiedlichen Wegen, höchst abwechslungsreich mit vielen verschiedenen Laufintervallen angereichert, ist wesentlich vielseitiger und befriedigender als ein/zwei Stunden mehr oder weniger „geordnet“ dahintrottender Gang. Es ist auch ein Unterschied, ob Sie mit Ihrem Vierbeiner an der Leine auf hartem Untergrund wie Asphalt einher marschieren, was zur Überbelastung der Gelenke führt, oder mit Ihrem Hund mit selbst bestimmter Geschwindigkeit auf weichem Untergrund einen Ausflug unternehmen.
Die besten Spaziergänge sind die, wo ein Hund noch in dem ihm angeborenen Zick-Zack-Trab und in Ruhe seine Umwelt erkunden kann. Vergessen Sie aber über die schönen Wald- und Flurspaziergänge nicht das Trainingsprogramm auf Umweltprägung wie Stadtausflüge etc (siehe Menüpunkt intensive Lernphase 3. + 4. Monat), weil dies für einen lebenstüchtigen Hund in unserer heutigen Zeit zwingend erforderlich ist.
Unser kräftig bewegter Junghund kann jetzt auch selber ins Auto springen und darf Treppen langsam laufen. Wenn Sie Ihren normalgewichtigen Junghund jetzt mit Bewegung verwöhnen, werden seine Sehnen, Bänder und Gelenke unter natürlicher Belastung stabil heran wachsen, Herz und Kreislauf werden leistungsstark, sodass Sie viele Jahre einen lebensfrohen, sportlichen, ausdauernden Eurasier haben. Jeder Spaziergang an der frischen Luft wirkt wie eine Sauerstoffdusche - auch für Sie.
8.-10. Monat
Die meisten Hunde erreichen mit 10 Monaten ihr Endgewicht. Der Jagdinstinkt ist erwacht, auch bei einigen Eurasiern, sodass sich der Freilauf häufig etwas schwieriger gestaltet, insbesondere auf dem Land, wo es noch viel Niederwild gibt. Ein davon hoppelnder Hase ist für manch einen Eurasier eine Herausforderung.
Hier ist das Fahrradfahren eine gute Möglichkeit dem Hund die Bewegung zu verschaffen, die er für ein gesundes Hundeleben braucht. Für ein ausdauerndes Radtraining sollte der Hund mindestens 12 Monate alt sein. Aber bevor Sie Ihren Eurasier zum Fahrrad-Begleithund trainieren, lassen Sie ihn zuvor auf Hüftgelenksdysplasie röntgen, denn nur gesunde Hunde sollten am Fahrrad laufen dürfen.
Ein kleiner Erfahrungsbericht
Mit 10 Wochen ging Yaiza in die Welpenschule, pro Woche eine Stunde abends, die überwiegend zum Spielen der Welpen untereinander genutzt wurde.
Man konnte es bei allen Welpen beobachten: wenn sie erschöpft waren, haben sie sich für eine kurze Zeit flach an die Erde gelegt, erholt und schon ging das Spiel weiter - also nicht im 5-Minuten-Takt wie manche Autoren empfehlen!
Zwischendurch wurden die ersten kleinen Unterordnungsübungen eingebaut - aber sparsam, Spielen war vorrangig. Der eigentliche Grundkurs begann mit 3 Monaten und da hatte es sich in unserer Familie so eingependelt, dass Yaiza vormittags ca. 3/4 bis 1 Stunde im Hundeauslaufgebiet ohne Leine spazieren geführt wurde und am Nachmittag noch einmal die gleiche Zeit. Mit 6 Monaten haben wir die 'bewegte Zeit' auf morgens 1 Stunde und nachmittags 1 - 1 1/2 Stunden gesteigert.
Außerdem wurde darüber hinaus fast täglich mit der etwas älteren Nachbarhündin getobt. Und toben ist für Yaiza im Moment wirklich noch das Grösste. Die Gehorsamsübungen machen wir meistens im Garten, da sind keine neuen Gerüche und die Hündin ist nicht abgelenkt. Wenn sie in einer größeren Gruppe mit ca. 5 - 8 Hunden tobt, kann man beobachten, dass sich alle Hunde zwischenzeitlich kurz mal hinlegen, nach Luft schnappen und dann wieder voll mit Spiel beschäftigt sind.
Haben wir Yaiza überbeansprucht? Keine Sorge, der Hund hat einwandfreie Hüften, HD-A1, PL-0, und ist ein kerngesunder Hund.