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Eurasierzüchter stellen ihre Zuchthunde und Zuchtstätten vor

Eurasier Joy und Ipsy
Das Hunderudel -
eine geschlossene Gesellschaft

Viele Hunderudel genügen sich selbst und haben nicht das Bedürfnis nach weiteren Hundekontakten. Wird ein Rudelmitglied „angemacht“, reagieren die anderen Rudelmitglieder mit Verteidigungsbereitschaft oder gar mit Aggression. Selten spielen zwei Rudel miteinander.

Ein Rüde neigt dazu, seine mitlaufende Hündin gegen männliche Artgenossen zu verteidigen und eine Kontaktaufnahme zu verhindern. Selten nimmt er es cool und gelassen hin und es könnte zu einem Machtgerangel kommen.

Häufig beobachtet man auch, dass ein Rudelmitglied, meist ist es der Welpe,  mit Fremdhunden spielen möchte, aber von den eigenen Rudelgenossen daran gehindert wird. Man spielt eben nicht mit „Fremden“. Auch dieses sollte ein Besitzer bedenken, wenn er vom Hunderudel träumt.

Eurasier Mehrhundehaltung

 

Literatur:

Petra Führmann:
„Zwei Hunde – doppelte Freude“
Kosmos-Verlag

Inge Röger-Lakenbrink: „Rudelhaltung“
Kynos-Verlag

Dr. Udo Gansloßer: „Verhaltensbiologie für Hundehalter“
Kosmos-Verlag

Rudelhaltung

Eurasier RudelhaltungIn Eurasierkreisen ist die Haltung mehrerer Eurasier oder Eurasier kombiniert mit anderen Hunderassen sehr beliebt. Der Mensch genießt das Zusammenleben mit seinem Hunderudel und die Beobachtungen, wie die Tiere miteinander umgehen. Der Besitzer ist nicht nur auf einen Vierbeiner fixiert, was sehr häufig zu Überbehütung und allzu großer Vermenschlichung des einen Hundes führt. Das Zusammenleben mit Artgenossen ist für Caniden ein ganz großer Gewinn. Für ein harmonisches Zusammenleben der Menschen mit mehreren Hunden müssen jedoch die Vor- und Nachteile genau durchdacht werden.

Vorüberlegungen
Vorteile der Rudelhaltung:

Es ist nicht nur spannend, sondern auch sehr unterhaltsam, die Hunde im täglichen Leben zu beobachten, sie zeigen im Rudel häufig neue Verhaltensweisen und es macht glücklich, die Hunde miteinander spielen zu sehen oder zu beobachten, wie sie sich gegenseitig pflegen, beknabbern oder einfach glücklich zusammen kuscheln. Die Vorteile für die Hunde liegen auf der Hand, sie haben ständig Gesellschaft und können miteinander hundespezifisch kommunizieren. Das Leben in einem Rudel ist für Hunde normal und der Mensch dafür nur bedingt Ersatz.

Nachteile der Rudelhaltung:

Der finanzielle Aufwand ist wesentlich höher, das sollte nicht unterschätzt werden. Auch wenn keine Operation ansteht, Impfungen, Wurmmittel, Antiparasitenschutz sind teuer. Die Hundesteuer und Hundehaftpflichtversicherung fallen doppelt an. Das Equipment der Hunde im Doppelpack ist auch nicht gerade billig.

Nicht überall sind zwei Hunde zusammen gern gesehen, sei es bei manchen Besuchen, sei es in der Gaststätte, beim Stadtbummel, bei Spaziergängen oder in öffentlichen Verkehrsmitteln. Das Rudel wird den Besitzer nicht mehr überall hin mit begleiten können. Erträgt man die traurigen Augen des zurück bleibenden Hundes?

Freunde tolerieren oft einen Vierbeiner zu Besuch oder bei Unternehmungen. Kommt man aber mit Doppelpack an der Leine einher, werden die Einladungen häufig seltener, ein schleichender Prozess in die gesellschaftliche Außenseiterrolle ist häufig. Wird dies vom Rudelhalter akzeptiert?

Urlaubsreisen mit zwei Hunden müssen wesentlich sorgfältiger geplant werden. Nicht jedes Hotel ist von zwei Hunden begeistert. Häufig muss auch ein größeres Kraftfahrzeug angeschafft werden, um die Meute und die eigenen Koffer transportieren zu können.

- nach oben -Rudelhaltung erfordert Zeit, Zeit und nochmals Zeit

Zwei Hunde benötigen wesentlich mehr Zeit als nur ein Hund. Sind die Hunde gleich leistungsfähig, hält sich der Mehrzeitaufwand in überschaubaren Grenzen. Ist das Leistungsgefälle groß – ein alter Hund oder ein Welpe – kann der Zeitaufwand enorm werden. Der Welpe muss eigenständig sein Umweltprogramm und seine Erziehung erlernen und erobert in kurzen Spaziergängen die Umgebung. Der alte Hund tappelt seine ein bis zwei kurzen Runden am Tag und ist damit zufrieden. Der andere Hund ist leistungsmäßig völlig unterfordert und braucht sein eigenes Bewegungstraining. Diesen Zeitaufwand muss einkalkuliert werden, wenn man altersmäßig unterschiedliche Hunde hat.

Tochter und Mutter - Minou und IpsyDie Fellpflege von zwei Hunden beansprucht Zeit, die Fellflocken in der Abhaarungsphase strapazieren vermehrt den Staubsauger. Schmutz von zwei Hunden sieht nicht jede Hausfrau gerne. Man muss kein Putzteufel sein, aber Hunde, die durch feuchte Wiesen, über matschige Wege oder lehmigen Ackerboden hinweggefegt sind, benötigen eine Säuberung. Und schon wieder ist ein wenig Zeit von der persönlichen Freizeit „verbraucht“! Zeit für die Tiere muss auch dann vorhanden sein, wenn ein Hund erkrankt. Das kranke Tier braucht Zuwendung, das andere Tier fordert seine Beachtung und Bewegung ein. Hat man noch Zeit für sich selbst, seine Familie, seine Freunde, sein Hobby, seinen Partner?

Wer in einer Gemeinschaft lebt, sollte nur ein Hunderudel halten, wenn alle Beteiligten damit einverstanden sind und das zeitliche Engagement vorher abgeklärt ist. Wer in einer Lebensgemeinschaft eingebunden ist, muss sich bei allem Einsatz für die Hunde noch ein Gespür für die Bedürfnisse des eigenen sozialen Partners bewahren, sonst gerät man sehr schnell auf dem Weg der sozialen Vereinsamung.

Die Wohnsituation

Erlaubt der Vermieter zwei Hunde? Ist die Eigentümergemeinschaft zwei Hunden wohlgesonnen? Werden Nachbarn durch spielende oder bellende Hunde gestört? Reicht der Wohnraum von der Größe her für zwei Hunde und ist die Innenausstattung „hundefreundlich“?

- nach oben -Die eigene Konstitution und Persönlichkeit

Man muss zwar nicht die große Sportskanone sein oder Schwergewichtsheber, aber man muss körperlich in der Lage sein, zwei mittelgroße Hunde an der Leine halten zu können, auch wenn diese gelegentlich zerren und ziehen.

Leinetaler EurasierrudelHinzu kommen noch andere Persönlichkeitsmerkmale, die erfüllt sein sollten
Durchsetzungsfähigkeit,
Reaktionsschnelle
Umsichtigkeit
Ausgeglichenheit
Um nur einige zu nennen.

Die Stimmungslage des Menschen überträgt sich auf das Verhalten der Hunde. Ein nerviges, aggressives Hunderudel, das von unausgeglichenen Menschen geführt wird, macht keine Freude. Ein Hundebesitzer, der nicht in der Lage ist, seinen Ersthund einwandfrei zu führen, wird auch keinen gehorsamen Zweithund bekommen und ständig zwei Hunde an der Leine zu führen, ist nicht gerade entspannend. Einen Rudelhund zu erziehen erfordert wesentlich mehr Konsequenz und positive Autorität als bei einem Einzelhund, denn auch Konflikte innerhalb des Rudels müssen beherrscht werden. Wer seinen Wunsch nach einem Hunderudel damit erklärt: „Dann hat mein Hund doch einen Artgenossen zum spielen“, verschleiert oftmals die Tatsache, dass er zu weinig Zeit für seinen Hund hat und sein schlechtes Gewissen durch einen Zweithund kompensieren will. Zwei Hunde spielen auch nicht immer miteinander, sie langweilen sich dann zu zweit.

- nach oben -Wir behalten einen Welpen

Die häufigste Kombination: Zuchthündin/Nachkömmling finden wir bei Eurasierzüchtern. Die Zuchthündin begeistert vom Wesen, ihrer Gesundheit und Schönheit ihren Besitzer, dass der Wunsch nach einem Welpen aus dem eigenen Wurf fast übermächtig ist. So behalten viele Züchter einen selbst aufgezogenen Welpen und haben ein glückliches kleines Hunderudel. Der Altersabstand zwischen den beiden Hündinnen ist so groß, dass die Rangfolge klar und eindeutig ist, es gibt selten Streit darum. Meist ist das Verhältnis zwischen Mutterhündin und Welpe sehr innig und von Harmonie geprägt und diese sehr enge Beziehung hält fast ein Leben lang. Eine Garantie allerdings gibt es dafür nicht.

Diese Kombination hat aber auch einige Nachteile. Die Mutterhündin umsorgt ihr Hundekind und schirmt es vor anderen Hundekontakten oftmals ab. Aus Canidensicht ein völlig normales Verhalten, für das Hundekind aber von Nachteil, weil kein selbständiges Verhalten erlernt wird. Hier muss der Besitzer dafür sorgen, dass der Welpe eigenständige Erfahrungen sammeln darf, das wiederum erfordert zusätzliche Zeit. Ein Besuch in der Welpenspielstunde ist angesagt, Umwelttraining und später der Besuch einer Hundeschule während die Mutterhündin zu Hause bleiben muss.

Welpe kommt zu erwachsenem HundEin Welpe kommt zu einem vorhandenen Hund

Da ist zunächst der günstigste Alters­abstand abzuklären. Allgemein gilt, dass drei Jahre Alters­unter­schied optimal sind. Der ältere Hund ist erwachsen und ausgereift, gut erzogen (hoffentlich) und wesens­mäßig so gefestigt, dass er als Welpen­miterzieher eingesetzt werden kann. Die Rang­ordnung ist meistens klar und ernsthafte Streitig­keiten kaum zu erwarten.

Bei der Auswahl des Welpen sollte man auf folgende Verhaltensweisen achten:

Ausgeglichen, kein auffälliges Selbstbewusstsein, im Rudel unauffällig.

Vom Spielverhalten sollte der Welpe zum vorhandenen Hund „passen“. Ein spielfreudiger Welpe wird durch einen phlegmatischen Hund, der alle Spielaufforderungen ignoriert, frustriert. Andererseits ist ein sehr ruhiger Welpe für einen quirligen Hund kein munterer Spielpartner. Für einen herrschsüchtigen Hund ist ein Welpe, der gleiche Verhaltensweisen zeigt, fatal und Streit vorprogrammiert.

Rüde/Rüde – Hündin/Hündin – Rüde/Hündin

Hierfür gibt es keinen allgemein verbindlichen Regeln. Alle Kombinationen können hervorragend funktionieren Am unkompliziertesten ist sicherlich die Vergesellschaftung eines Rüden mit einer Hündin. Allerdings ist hierbei die Frage des unerwünschten Nachwuchses zu klären. Außerdem ist das Zusammenleben während der Läufigkeit mehr als stressig für alle Beteiligten, das sollte bedacht werden.

Alter Hund/Welpe

Wenn der alte Hund noch fit und rüstig ist, kann ein Welpe eine Bereicherung sein und den „Alten“ wieder jung werden lassen. Ist der alte Hund dagegen körperlich bereits sehr eingeschränkt, ist der Welpe eher eine Belastung für den alten Hund, der sich in seiner Ruhe gestört fühlt.

- nach oben -Eurasier/andere Rassen

Viele Eurasierbesitzer haben sich zu ihrem Eurasier eine andere Rasse oder einen Mix ins Haus geholt. Dabei kommt es weniger auf die Rasse als auf den Charakter und Temperament des Zweithundes an, denn auch innerhalb einer Rasse gibt es große individuelle Unterschiede.

Gleiche Größe erleichtert das gemeinsame Spiel. Für einen Kleinhund ist es zum Beispiel schwierig, sich gegen einen lebhaften Eurasierwelpen durchzusetzen. Hier muss der Mensch regulierend eingreifen. Viele rassegemischte Hunderudel leben recht problemlos miteinander.

Die Integration des neuen Rudelmitgliedes

Integration im HunderudelIn jedem Rudel muss die Integration des neuen Rudelmitgliedes überdacht werden. Wird ein Welpe integriert, gewöhnt sich der Ersthund nach anfänglichem Murren und Ignorieren recht schnell an den neuen Hausgenossen.

Wird ein erwachsener Hund integriert, empfiehlt sich zunächst ein Spaziergang in für beide Hunde unbekannter Umgebung. Sind sich die Hunde sympathisch, kann das Experiment gewagt werden. Es ist ratsam, Streitigkeiten um Ressourcen von Anbeginn zu vermeiden, indem man den Hunden klare Anweisungen gibt oder anfangs den Neuankömmling getrennt füttert. Auch beengte Räumlichkeiten sind  zu vermeiden, denn die Hunde können sich nicht ausweichen, was sie außerhalb beengender Wohnräume tun würden. Wenn die Hunde einen guten Grundgehorsam haben, ist dies sehr hilfreich bei Konflikten.

Der Mensch als Rudelführer?

Ein Rudel zu führen setzt große Sachkenntnis und auch ein gewisses Maß an Kreativität voraus. Der Mensch ist kein Artgenosse und somit auch nicht der Alphahund, sondern er ist Bindungs- und Beziehungspartner, der sich dem Hunderudel gegenüber Respekt verschafft.

Nun gibt es vielerlei Theorien, wie sich der Mensch gegenüber seinem Rudel positionieren sollte. Das geht von: „Ich bin der Ranghöchste“ bis „Wir sind alle Partner“. Demokratie im Rudel oder eine strikte Rangordnung? In der Literatur gibt es viele zum Teil recht unterschiedliche Ratschläge für das Rudelmanagement, wie Konflikte vermieden und Streitigkeiten gelöst werden. Entscheidend ist, nach welcher Methode Sie selbst am besten mit ihrem Rudel friedlich zusammen leben können und ihr Rudel in der Umwelt ohne Belästigung anderer zurecht kommt.

Schlussbemerkung

Nach 22 Jahren persönlicher Erfahrung mit meinen Zweier-, Dreier- und zeitweise Viererrudeln möchte ich sagen, dass die Rudelhaltung zwar eine Herausforderung ist, aber auch eine Bereicherung für Mensch und Tier. Ich genieße meine Tiere täglich.

- nach oben -Annelie Feder